Verbotene Bücher: 10 bekannte Bücher, die in verschiedenen Ländern indiziert wurden

Bücher, die als potenziell gefährlich gelten, können vom Staat verboten werden. Was als gefährlich gilt, variiert jedoch von Land zu Land.

Immer wieder werden Bücher in bestimmten Ländern verboten. Darunter sind auch einige bekannte Werke!
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Literatur spiegelt Gesellschaften wider, hinterfragt Normen und löst manchmal Kontroversen aus. Einige Bücher gingen dabei so weit, dass sie in verschiedenen Ländern zeitweise verboten wurden oder es bis heute noch sind. Die Gründe für verbotene Bücher reichen von politischen Spannungen über religiöse Empfindlichkeiten bis hin zu moralischen Bedenken. Doch gerade diese Bücher, die an den Rand der Legalität gedrängt wurden, sind oft ein wichtiger Teil der Literaturgeschichte. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf einige der bekanntesten Werke, die auf der „verbotenen Liste“ standen – und immer noch polarisieren.

Los geht es mit einem Roman, der auch in Deutschland mehrere Jahre lang verboten war:

„American Psycho“ von Bret Easton Ellis wurde 1995 als jugendgefährdend indiziert und war deshalb sechs Jahre lang verboten.
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#1 „American Psycho“ von Bret Easton Ellis 

Seit der Erstveröffentlichung 1991 sorgt „American Psycho“ für heftige Diskussionen. Die Geschichte dreht sich um den reichen und gut aussehenden Investmentbanker Patrick Bateman, der seinen Charme nutzt, um Frauen auf grausame Weise zu ermorden. Wegen der expliziten Gewaltdarstellungen stieß der 2000  mit Christian Bale verfilmte Roman auf starke Kritik. In Deutschland wurde das Buch 1995 als jugendgefährdend indiziert und verboten. 2001 wurde dieses Verbot wieder aufgehoben und seither ist der Roman wieder frei verkäuflich. Auch in anderen Ländern war „American Psycho“ zeitweise gänzlich verboten oder nur unter strengen Auflagen erhältlich. Obwohl es inzwischen als Kultklassiker gilt, bleibt es auch heute noch ein Werk, das aufgrund seiner verstörenden Inhalte polarisiert.

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„American Psycho“ von Bret Easton Ellis war in Deutschland sechs Jahre lang verboten.
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Weiter geht es mit dem Roman eines deutschen Schriftstellers: 

„Winnetou“ und weitere Werke von von Karl May wurden in der DDR lange Zeit nicht gedruckt.
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#2 „Winnetou“ von Karl May 

Karl Mays „Winnetou“-Reihe, erstmals Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlicht, erzählt von den Abenteuern des edlen Apachenhäuptlings Winnetou und seines deutschen Freundes Old Shatterhand. Der Roman zählt zu den bekanntesten Werken der deutschen Abenteuergeschichte. „Winnetou wird verboten!“, hieß es 2022 in einer unglücklichen und unwahren Diskussion. Doch tatsächlich gab es den edlen Apachen in Teilen Deutschlands einmal nur unter dem Ladentisch:

In der DDR konnten Abenteuer-Fans die Geschichten erst ab den 1980er Jahren wieder offiziell lesen. Denn auch wenn Karl Mays Werke grundsätzlich nicht verboten waren, wurden seine Bücher in der DDR lange Zeit nicht gedruckt, da sie nicht in das politische Narrativ des sozialistischen Staates passten. So bezeichnete die „Berliner Zeitung“ Karl May 1956 als „Vorreiter faschistischer Gesinnung“. Erst ab 1982 wurde „Winnetou“ in der DDR gedruckt, nachdem die SED Karl May und seine Werke befürwortet hatte. Plötzlich galt May nämlich als proletarischer „Kämpfer gegen die US-amerikanische Raub- und Ausrottungspolitik“, wie der Spiegel berichtet.

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„Winnetou“ von Karl May wurde in der DDR bis 1982 nicht gedruckt.
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Der folgende Roman war gleich in mehreren Ländern verboten: 

Der Roman „Lolita“ von Vladimir Nabokov wurde nach seiner Veröffentlichung in mehreren Ländern verboten.
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#3 „Lolita“ von Vladimir Nabokov

Der Roman „Lolita“ des russisch-amerikanischen Schriftstellers Vladimir Nabokov, erstmals 1955 veröffentlicht, zählt zu den umstrittensten Büchern des 20. Jahrhunderts. Der Roman erzählt die Geschichte des älteren Literaturprofessors Humbert Humbert, der von der 12-jährigen Dolores, die er „Lolita“ nennt, besessen ist und sie sexuell ausbeutet.

Aufgrund seines heiklen Inhalts wurde „Lolita“ in mehreren Ländern vorübergehend verboten, darunter Frankreich, Großbritannien und Argentinien. Trotz der kontroversen Thematik wird der Roman heute für seine sprachliche Brillanz und psychologische Tiefe geschätzt, bleibt aber ein Werk, das weiterhin viele Kritiker hat.

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„Lolita“ von Vladimir Nabokov wurde in mehreren Ländern vorübergehend verboten.
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Hier geht es zum nächsten verbotenen Buch: 

Seit 2015 ist sowohl die „Fifty Shades of Grey“-Buchreihe als auch die Verfilmung in Malaysia verboten.
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#4 „Fifty Shades of Grey“ von E.L. James

Die „Fifty Shades of Grey“-Trilogie der britischen Autorin E.L. James wurde ab 2011 veröffentlicht und sorgte weltweit für Aufsehen. Die Bestseller über die leidenschaftliche Beziehung zwischen der Studentin Anastasia Steele und dem Unternehmer Christian Grey wurden für ihre expliziten erotischen Szenen und die Darstellung von BDSM-Praktiken sowohl gefeiert als auch stark kritisiert. Kurz nach der  Verfilmung des ersten Buches 2015 wurde die Trilogie, wie auch der Film, in Malaysia verboten. Als Grund für das Verbot führte die malaysische Regierung moralische Bedenken an. Trotz der Kontroversen bleibt „Fifty Shades of Grey“ ein Phänomen, das die moderne Literatur beeinflusst hat.

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„Fifty Shades of Grey“ wurde in Malaysia aufgrund moralischer Bedenken verboten.
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Weiter geht es mit einem weltberühmten Kinderbuch:

Wegen der Darstellung sprechender Tiere wurde „Alice im Wunderland“ in China kurzzeitig verboten.
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#5 „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll 

Das 1865 erschienene Kinderbuch „Alice im Wunderland“ des britischen Schriftstellers Lewis Carroll wird als einer der Klassiker der Weltliteratur gezählt. Der Roman handelt von der Reise der jungen Alice in eine skurrile Welt: Nachdem das Mädchen einem sprechenden, weißen Kaninchen in einen Kaninchenbau folgt, findet sie sich in einer wundersamen Welt voller ungewöhnlicher Kreaturen und bizarrer Ereignisse wieder. 

Heute ist das Buch international anerkannt und geschätzt, doch das war nicht immer so: „Alice im Wunderland“ wurde 1931 in der chinesischen Provinz Hunan verboten – aufgrund der Darstellung sprechender Tiere! Es wurde als verwerflich angesehen, Tiere als genauso komplex handelnd wie Menschen darzustellen.

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„Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll war in China wegen der Darstellung sprechender Tiere kurzzeitig verboten.
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Heute ist das Buch auch in China wieder erlaubt! Weiter geht's:

Die Bücher der „Harry Potter“-Reihe wurde in einigen Schulen verboten.
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#6 „Harry Potter“ von J. K. Rowling

Die „Harry Potter“-Romanreihe ist eines der größten Phänomene der letzten Jahrzehnte. Erzählt wird die Geschichte des titelgebenden Harry Potter, der an seinem elften Geburtstag erfährt, dass er ein Zauberer und fortan Schüler des Zaubererinternats Hogwarts ist. Zusammen mit seinen Freunden Ron Weasley und Hermine Granger erlebt Harry dort zahlreiche Abenteuer.

Trotz des internationalen Erfolgs hat die Buchreihe nicht nur Befürworter. Vor allem religiöse Gruppen sprechen sich bis heute gegen J.K. Rowlings Romane aus, da „Harry Potter“ aus ihrer Sicht okkulte oder satanische Subtexte enthalte. In den USA sowie auch den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden die Romane deshalb aus bestimmten privaten Schulen verbannt. 

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Die „Harry Potter“-Bücher wurden in einigen Schulen in den USA und den UAE verboten.
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Auch der nächste Roman ist weltbekannt:

„Sakrileg“ von Dan Brown wurden wegen der Darstellung religiöser Symbole in mehreren Ländern verboten.
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#7 „Sakrileg“ von Dan Brown

Dan Browns 2003 veröffentlichter Roman „Sakrileg“ (Originaltitel: „The Da Vinci Code“) löste weltweit Kontroversen aus. Der Thriller dreht sich um eine geheime Verschwörung der katholischen Kirche und stellt die Frage, ob Jesus Christus Nachkommen hatte. Besonders die Darstellung religiöser Symbole und das Infragestellen christlicher Glaubensgrundsätze führten dazu, dass das Buch in einigen Staaten – darunter dem Libanon und der Vatikanstadt – verboten oder scharf kritisiert wurde. Auch die  Verfilmung des zweiten Buches der Tetralogie wurde in mehreren Ländern verboten. Trotz dieser Widerstände wurde Sakrileg zu einem internationalen Bestseller und regte Diskussionen über die Grenzen zwischen Fiktion und Realität an. 

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„Sakrileg“ von Dan Brown wurden wegen der Darstellung religiöser Symbole in mehreren Ländern verboten.
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Das nächste verbotene Buch ist ein absoluter Klassiker:

George Orwells dystopischer Klassiker „1984“ wurde in mehreren Ländern verboten.
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#8 „1984“ von George Orwell

George Orwells „1984“, veröffentlicht 1949, ist ein dystopischer Klassiker, der eine totalitäre Welt unter der ständigen Überwachung durch den „Großen Bruder“ schildert. Der Roman beschreibt eine Gesellschaft, in der Gedanken kontrolliert, Sprache manipuliert und individuelle Freiheiten ausgelöscht werden.

Aufgrund seiner scharfen Kritik an totalitären Regimen wurde das Buch in Ländern wie der Sowjetunion und Kuba zeitweise verboten. Auch in den USA stand es zeitweise auf Zensur-Listen. Trotz dieser Maßnahmen gilt „1984“ heute als eines der wichtigsten literarischen Werke, das eindringlich vor den Gefahren von Überwachung und Meinungsunterdrückung warnt und bis heute topaktuell bleibt. 

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„1984“ von George Orwell ist bis heute topaktuell.
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Zwei Bücher haben wir noch für dich:

„Der Zauberer von Oz“ von L. Frank Baum wurde in einigen Regionen der USA zeitweise verboten.
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#9 „Der Zauberer von Oz“ von L. Frank Baum

„Der Zauberer von Oz“ von L. Frank Baum, erstmals 1900 veröffentlicht, ist ein Klassiker der Kinderliteratur. Der Roman erzählt die Abenteuer der kleinen Dorothy, ihrem Hund Toto und weiteren ungewöhnlichen Begleitern auf dem Weg durch das Zauberland Oz.

Trotz seiner Beliebtheit wurde das Buch in den 1920er Jahren in Chicago und einigen anderen Regionen der USA verboten. Kritiker warfen dem Werk vor, die Figuren würden moralische Werte untergraben, insbesondere weil die Hauptfigur Dorothy eine starke, unabhängige weibliche Protagonistin darstellt. Religiöse Gruppen befanden das Kinderbuch außerdem als gefährlich, da es Hexerei begünstige. Heute gilt das „Der Zauberer von Oz“ als Meilenstein der Fantasy-Literatur.

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In den 1920er Jahren wurde „Der Zauberer von Oz“ in Teilen der USA verboten.
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Hier geht es zum letzten verbotenen Buch:

Das „Oxford Dictionary of English“ wurde 2010 aus zahlreichen kalifornischen Schulen verbannt.
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#10 „Oxford Dictionary of English“ 

Das „Oxford Dictionary of English“ ist das umfangreichste Wörterbuch der englischen Sprache. Wegen seines Schwerpunkts auf den heutigen Gebrauch der englischen Sprache, enthält das „Oxford Dictionary of English“ brandneue Wörter und Bedeutungen, sowie aktuelle enzyklopädische Informationen und umfangreiche Anhänge zu Themen wie Ländern, chemischen Elementen – und auch Sexualpraktiken. Dies war auch der Grund, warum das Wörterbuch 2010 in zahlreichen Schulen im US-Bundesstaat Kalifornien verboten wurde. Eltern hatten sich über die graphischen Definitionen und Darstellungen dieser Praktiken beschwert, weshalb das Wörterbuch bis heute aus den Klassenzimmern dieser Schulen verschwunden bleibt. 

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Das „Oxford Dictionary of English“ wurde 2010 aus zahlreichen kalifornischen Schulen verbannt.
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In Deutschland dürfen Bücher nicht einfach so verboten werden:

In Deutschland ist die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BzKJ) für die Indizierung von Literatur zuständig.
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Welche Bücher dürfen in Deutschland verboten werden?

In Deutschland ist die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BzKJ) für die Bewertung und Indizierung von Literatur zuständig. Ein Indizierungsverfahren kann durch einen Antrag einer ermächtigten Stelle oder die Anregung einer Behörde eingeleitet werden.

Bücher werden indiziert, wenn sie die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen gefährden, etwa durch unsittliche, gewaltverherrlichende oder rassistische Inhalte. Dabei sind Kunst-, Wissenschafts- und Meinungsfreiheit grundgesetzlich geschützt, weshalb nicht alle jugendgefährdenden Medien automatisch indiziert werden dürfen. Stattdessen wird der Grad der Gefährdung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen berücksichtigt. Besonders schwer jugendgefährdende Medien, etwa mit strafrechtlich relevanten Inhalten wie beispielsweise Volksverhetzung, Kriegsverherrlichung oder Kinderpornografie, unterliegen auch ohne Indizierung Verbreitungs- und Werbebeschränkungen. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche vor schädlichen Einflüssen zu schützen.