Agatha Christie verschwindet 1926 spurlos – bis heute ist der Fall ungelöst
Das Auto im Straßengraben, keine Spur von der Autorin: Das mysteriöse Verschwinden von Agatha Christie war 1926 eine Sensation und ist bis heute ungeklärt.
Agatha Christie ist die unbestrittene Königin der Krimi-Literatur und wurde vor 100 Jahren selbst zum spektakulären Kriminalfall. Was war passiert?
1926 verschwindet Agatha Christie plötzlich – ihr Auto wird verlassen gefunden, ihr Ehemann verdächtigt, die Presse tobt, die Polizei tappt im Dunkeln. Elf Tage lang bleibt die berühmteste Krimiautorin der Welt spurlos verschwunden und das Land steht Kopf.
Ein Auto, ein Rätsel, ein Medium
Am Abend des 3. Dezember 1926 wird das Auto der damals 36-jährigen aufstrebenden Star-Autorin im Straßengraben gefunden. Die Heizung läuft noch, ihr Mantel liegt auf dem Sitz. Aber von Agatha Christie selbst fehlt jede Spur.
Was wie der Beginn eines ihrer Romane klingt, ist bittere Realität – und wird zum medialen Großereignis. Die Polizei ermittelt und sucht mit einem Großaufgebot, auch an Freiwilligen, die Umgebung ab. Sogar der Autor Sir Arthur Conan Doyle, Schöpfer des Meisterdetektivs Sherlock Holmes, schaltet sich ein. Der leidenschaftliche Spiritualist setzt ein Medium ein, um Spuren zu erhalten. Das hat zwar wild orakelt, aber auch keine sachdienlichen Hinweise geliefert. Die Gerüchteküche brodelt weiter.
Eine Ehekrise und wüste Spekulationen
Schnell fällt der Verdacht auf Christies Ehemann Archibald. Er hat offenbar eine Affäre mit einer deutlich jüngeren Frau. Eine Theorie besagt, dass Christie unter einem psychischen Zusammenbruch leidet. Auch Schizophrenie und Amnesie werden angeführt. Andere halten es für einen gezielten PR-Schachzug, schließlich erschien kurz zuvor ihr bis heute legendärer Roman „ Alibi “ (Originaltitel: „The Murder of Roger Ackroyd“).
Wieder aufgetaucht – ohne Erklärung
Nach anderthalb Wochen des Atemanhaltens und wüster Spekulationen wird Agatha Christie elf Tage nach ihrem Verschwinden in einem Hotel im 400 Kilometer von ihrem Auto entfernten Kurort Harrogate gefunden. Unter falschem Namen – lediglich ein Musiker der Hotelband hat sie erkannt. Sie gibt an, keine Erinnerung an die vergangenen Tage zu haben. Ihre Familie erklärt später, sie habe unter Amnesie gelitten. Doch viele glauben bis heute nicht an diese Version.
In der zeitgenössischen Presse ist die Reaktion gespalten. Die einen zeigen Mitgefühl, die anderen werfen ihr vor, den Vorfall inszeniert zu haben. Christie selbst spricht später nie ernsthaft über den Vorfall. In ihrer Autobiografie erwähnt sie ihn nur beiläufig – ohne Erklärung.
Das perfekte Verbrechen?
Bis heute ist unklar, was wirklich geschah. Wollte sie ihrem Ehemann eins auswischen? Immerhin hatte sie sich unter dem Namen Neele im Hotel eingeschrieben – dem Nachnamen der Affäre ihres Gatten! Oder hatte sie wirklich Erinnerungslücken? War alles ein geplanter Ausbruch aus einem Leben, das ihr zu eng geworden war?
Vielleicht war dieses Verschwinden Christies genialster Krimi – einer, bei dem sie selbst die Hauptrolle spielte. Ein Fall, der nicht gelöst werden konnte. Und der genau deshalb so faszinierend bleibt. So oder so – bis heute bleibt Agatha Christie die meistgelesene Schriftstellerin der Welt (nur ein Mann war erfolgreicher). Sie hatte nach den mysteriösen Vorgängen noch 50 lange Jahre zum Leben und Schreiben.
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